Donnerstag, 20. September 2018

Politiker, SEE, Cäsar, Napoleon - Beschreibung nach Gulenko


1. Die Willensensorik als Basisfunktion

Der Politiker spürt gut die Kräfteverteilung. Erfasst schnell, wer stark oder schwach ist, wer dem Druck nachgibt, und wen er lieber nicht stören soll. Findet die schwachen Stellen der Menschen heraus, mit denen er vertraut ist. Indem er auf ihre Schmerzpunkte einwirkt, lässt er ihr Verhalten sich in eine für ihn vorteilhafte Richtung ändern. Er selbst unterwirft sich den Versuchen des geraden Druckes nicht, sondern weicht ihnen geschickt aus. Weiß sein Recht zu behaupten. Reagiert stürmisch, wenn man ihn in der Auswahl beschränkt. Befehligt über diejenigen, die weniger entschlossen und selbstbewusst sind. Mit einem stärkeren Partner verkehrt er wie gleich zu gleich. Findet immer eine Weise, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

2. Die Beziehungsethik als Kreativitätsfunktion

Der Politiker kennt sich ausgezeichnet im System der Beziehungen aus, die sich zwischen den Menschen bilden. Versteht es, den Menschen das zu sagen, was sie von ihm hören wollen. Doch eilt er damit nicht, seine Versprechen zu erfüllen, wenn er sich dazu nicht besonders bewogen fühlt. Balanciert zwischen den Interessen der gegensätzlichen Lager, erfolgreich verhandelnd oder feilschend. Wenn seine eigenen Interessen es fordern, söhnt er sich mit ehemaligen Gegnern leicht aus. Weiß, wie die Beziehungen einzurichten sind. Spielt eher auf negative Verhältnisse, Antipathien, als auf positive Verbindungen. Es fällt ihm schwer, selber die lästigen Beziehungen abzubrechen. Bemüht sich darum, dem Menschen indirekt anzudeuten, dass er ihm nicht interessant ist. Mag nicht, die Menschen an sich nahe heranzulassen, da er fühlt, dass es ihm bestimmte Verpflichtungen auferlegt. Macht leicht Bekanntschaften und fühlt sich sicherer in einer großen Gesellschaft, als alleine und in der alltäglichen Lage.

3. Die Möglichkeitsintuition als Rollenfunktion

Strebt danach, sich als eine originelle, eigenartige Persönlichkeit zu präsentieren, die sich in keinen Rahmen einordnen lässt. Neigt dazu, sich der Umgebung entgegenzusetzen. Kann das Gespräch zu beliebigen Themen unterstützen, indem er sein Wissen über alles ein wenig demonstriert. Erfasst Information schnell, aber oberflächlich. Periodisch wird er nachdenklich, versinkt in sich. In solchen Minuten scheint es ihm, dass die Menschen ihn nicht so wahrnehmen, wie er in Wirklichkeit ist. Ziemlich launenhaft und wählerisch. Versäumt nicht, seine breiten Möglichkeiten und großen Perspektiven zu betonen. Dabei streitet er oft und stimmt nicht zu, aus Prinzip den gegensätzlichen Standpunkt verteidigend.

4. Die Strukturlogik als Verletzbarkeitsfunktion

Der Politiker mag es gar nicht, wenn seine Schlussfolgerungen nach dieser oder jener Situation bzw. Problem nicht berücksichtigt werden. Diejenigen, die seine Bemerkungen ignorieren, zählt er zu seinen Missgünstigen. Hängt von der aufgestellten Ordnung auf jenem Gebiet ab, wo er lebt oder arbeitet. Beklagt sich über die Abwesenheit der Disziplin, Unorganisiertheit, obwohl er selber sie nicht gewährleisten kann, da er nicht die Beziehungen verderben möchte und nicht methodisch zu arbeiten weiß. Reagiert auf übliche Hierarchie. Geht mit dem Menschen entweder aus der Position von unten, wie ein Untergebener, oder von oben, wie ein Vorgesetzter um. Erlaubt sich, keine Rücksicht auf die Nachgeordneten zu nehmen. Kann sich in der Nähe der Menschen nicht aufhalten, die ihm unsympathisch sind. Macht alles, um sie zu entfernen. Weiß selber nicht, nach welchem System er handelt.

5. Die Zeitintuition als Suggestiv-Funktion

Fühlt sich munter und gesund, wenn seine Zeit ausgefüllt ist. Ansonsten, wenn die Zeit im Überfluss vorhanden ist, führt er eine bewegungsarme, faule Lebensweise, wird schwermütig und kritisiert alles. Mag ständige Veränderungen, Entwicklung der Ereignisse, Widersprüchlichkeit. Häufig will er irgendwohin verreisen, die Umgebung vollständig wechseln. Drängt solche Zeit auf, die für ihn bequem ist. Mal beeilt er sich und treibt Andere an, mal zögert er und behindert auf jede Weise schnelle Lösungen. Findet immer etwas, woran zu nörgeln ist. Mag, wenn man auf ihn lange einredet, weit ausholt, viele Beispiele und lehrreiche Geschichten aus der Vergangenheit anführend.

6. Die Handlungslogik als Aktivierungsfunktion

Seine Stimmung hängt davon ab, wie erfolgreich es ihm geht. Um seinen emotionalen Zustand zu verbessern, soll man ihm ein vorteilhaftes Geschäft vorschlagen. Neigt dazu, mal eine große Freigiebigkeit bis zur Verschwendungssucht zu bekunden, wenn seine Stimmung gehoben ist, mal Sparsamkeit und sogar Geiz zu zeigen, wenn er emotional niedergeschlagen ist. Bei der Handlung sind ihm Emotionen wichtig. Er ist unfähig zu arbeiten, wenn die Beschäftigung ihm langweilig scheint. Eine beliebige Sache kann er zur Unterhaltung machen, ihr den Charakter einer Show verleihen. Er wird sehr nervös und ärgert sich, wenn man ihn umgeht oder die Mittel so verteilt, dass ihm weniger als Anderen zufällt. Aus diesem Grunde kann er auch randalieren.

7. Die Empfindungssensorik als Kontrollfunktion

Der Politiker mag gar nicht, wenn sein Komfort gestört wird. Fürchtet für sein materielles Wohlergehen und Gesundheit. Handelt niemals zum Nachteil seiner Bequemlichkeiten. Sorgt für Sauberkeit, hält die Regeln der Hygiene ein. Mäklig. Kritisiert Qualität der Lebensmittel oder Güte der Waren. Schämt sich seines Körpers und der physiologischen Prozesse in ihm nicht. Zeichnet sich durch einen eigenartigen ästhetischen Geschmack aus, der mit dem allgemeingültigen nicht immer übereinstimmt. Benimmt sich in der freien Natur vorsichtig. Er wird nicht als erster einen unbekannten Ort besiedeln. Hat konservative Gewohnheiten im Alltagsleben. Sein anderes Extrem ist Gleichgültigkeit zum eigenen Äußeren.

8. Die Emotionsethik als Standardfunktion

Seine Arbeitsfähigkeit ist von der Stimmung stark abhängig. In der Hochstimmung übernimmt er sogar schwere Arbeit. Aber wenn er nicht in der Laune ist, bleibt auch eine sehr wichtige Arbeit unerledigt. Energisch bei solchen Vorhaben, die sofort zu erledigen sind. Wenn es keine schnelle Rückgabe gibt und man viel und intensiv arbeiten muss, so verliert er bald Interesse dafür und sucht eine andere Richtung für seine Bemühungen. Aufregung und Eifer erhöhen seine Arbeitsfähigkeit. Schafft um sich eine festliche, lebhafte Atmosphäre. Seine besten Taten führt er in der informellen Situation aus. Zerstreut seine Energie in verschiedene Richtungen: befasst sich mit mehreren Vorhaben gleichzeitig, stellt sich leicht von einem auf das andere um. Wenn der Begeisterungskreis immer weiter anwächst, so fällt die Effektivität.


© Autor: Viktor Gulenko
© Übersetzung: Nadiya Medvedovska

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