Jeder kennst es: es gibt Planmenschen
und es gibt Spontanmenschen. C.G.Jung bezeichnete die ersten als
Rationale und die zweiten als Irrationale. So werden sie auch heute
in der Sozionik bezeichnet. Die ersten sind eher planend und die
zweiten eher reagierend.
Irrationale Menschen haben als
Basisfunktion ihrer Psyche die Intuition oder Sensorik. Das
ermöglicht ihnen, besser auf die sich verändernde Situationen zu
reagieren. Für mich war es lange ein Rätsel, wie
Basis-Zeitintuitive, d.h. Menschen mit einem vierdimensionalen,
bewussten und globalen Zeitgefühl irrational-reagierend sein können.
Prädestiniert denn ein hervorragendes Zeitgefühl nicht gerade dazu,
Ereignisse zu PLANEN?
ISBN: 978-3-492-22978-4 |
Ich habe das Buch in der Hoffnung gekauft, dass der Autor ein Basis-Zeitintuitiver ist und mir eine Antwort auf meine Frage geben kann. Meine Hoffnungen haben sich erfüllt. Levine ist tatsächlich ein intuitiv-logisch introvertierter (ILI), der dazu noch seine natürliche Begabung zu seinem Beruf machte. Levine weiß über die Zeit alles.
Seine Erzählung bewegt sich entlang
der gesamten menschlichen Geschichte. Er beschreibt den Umgang mit
der Zeit im Altertum, wie in den USA historisch-wirtschaftlich die
Zeitzonen eingeführt wurden, die Geschichte der Zeitgeräte, den
spezifischen Umgang mit der Zeit in einigen primitiven und
hochentwickelten Gesellschaften der Gegenwart. Er beschreibt die
vielen Zeitarten, die es gibt. Uhrzeit, Ereigniszeit, Kalenderzeit,
emotional gefühlte Zeit, wie man die Zeit dehnen und verkürzen
kann, Zeitsprünge. Natürlich konnte Levine als Handlungslogiker
auch den Wirtschaftswert der Zeit nicht außer Acht lassen und das
ist ihm gut gelungen. Den historischen Wirtschaftswert und den
Wirtschaftswert in unterschiedlichen Kulturen hat er dargestellt, u.a. am Beispiel der europäischen
und amerikanischen Kulturen.
Der Unterschied im Zeitumgang zwischen
den Irrationalen und Rationalen Menschen ist ihm auch nicht
entgangen, er Beschreibt nicht nur gut diesen Unterschied (in
Begriffen wie P-Zeit-Menschen und M-Zeit-Menschen), sondern auch die
Vorzüge und Gefahren, wenn die Rationalität oder Irrationalität zu
einer leitenden Firmenkultur wird. Interessant fand ich, dass seine Meinung zum harmonischen Zusammenspiel der Rationalität und Irrationalität sich mit den Empfehlungen der Sozionik zu 100% deckt. Irrationale Menschen fühlen sich in irrationalen Organisationen und Firmen unwohl, die fehlende Planungssicherheit belastet. Auch Rationale Menschen fühlen sich in irrationalen Organisationen unwohl und eingeegnt in zu starre Pläne. Um einerseits nicht im Chaos zu versenken und andererseits Erneuereungen (z.B. auf den Märkten) nicht zu verpassen, ist es für die Existenz von vielen Organisationen jedoch optimal, wenn sie sowohl Rationale als auch Irrationale beschäftigen. Für das Privatleben wird eine Kombination dieser beiden Eigenschaften aber nicht empfohlen. Durch den engeren Kontakt in Partnerschaften wirkt der unterschiedliche Ansatz von Rationalen und Irrationalen mehr störend denn harmonisierend.
Eine Antwort auf meine Frage habe ich
auch bekommen. Den Basis-Zeitintuitiven liegt es schlicht mehr an der
Ereigniszeit. Und Ereignisse treten häufig spontan und ungeplant
auf. Wie ein anderer ILI zum Thema seiner privaten Planung mal sagte: „Es wäre ja schrecklich, wenn
ich bereits am Dienstag wüßte, was ich am Wochenende machen werde.“
Für diese Antwort und für den
großartigen Ausflug in die Materie ZEIT richte ich an Robert Levine
meinen größten Dank!