Freitag, 14. Dezember 2012

Extraversion auf der Bühne


Bin ich introvertiert oder extravertiert? Viele Menschen stellen sich diese Frage. Auch weil in unserer Gesellschaft dieses psychische Merkmal häufig mit Passivität und Aktivität verwechselt wird. Oder mit reiner Kontaktfreudigkeit. Und sie das Gefühl haben, dass diese verbreitete Vorstellung auf sie irgendwie nicht zutrifft. Zu Recht, denn es gibt viele Faktoren, die sich auf die Kontaktfreudigkeit auswirken können.

Auch in der Sozionik gehört die Diagnostik dieser psychischen Eigenschaft, Introversion od. Extraversion zu den anspruchsvollsten Aufgaben für einen Spezialisten.

Katya von IOWA, (C) Ksenya Son
Als Anlass zu diesem Beitrag diente mir ein Video-Interview mit Katya, einer Sängerin der russischen Newcomer-Band IOWA, in dem sie sehr gut ihren emotionalen Austausch mit den Zuschauern auf der Bühne beschrieben hat. Wie dieser sehr typisch für Extravertierte stattfindet. Extravertierte Menschen gehen mit Energie nicht so sparsam um, wie Introvertierte. Sie geben bei einer Kommunikation mit einer Menschenmenge mehr Energie ab, bekommen dafür aber auch mehr Energie zurück. Diese rückkehrende Energie lädt sie auf, sie profitieren davon. Das Video ist leider auf Russisch, aber die Künstlerin beschreibt diesen Prozess so gut, dass ich mir die Mühe einer Übersetzung gemacht habe.

„Wir haben nach dem ersten Tag analysiert, warum alles so zäh geschah. Und die Leute haben es gespürt. Und wir haben verstanden, dass der erste Tag für uns irgendwie … so irgendwas neues war. Eine neue Bühne. Dazu wurden wir das erste Mal so geschminkt. In so einer Kleidung. In welcher … die wir noch nicht hatten. Und diese Kombination hat uns gezwungen, an uns zu denken. Und nicht an die Menschen. Das war aber ein großer Fehler. Wenn Du Dich auf sich selbst konzentrierst, dann denkst Du: „Ich bin so toll! Wie ich hier auf dieser Bühne stehe! Wie schön alles ist! Man schaut mich an! Und die Kamera ist hier. Ich werfe Mal einen Blick in die Kamera.“ Und das ist irgendwie … das ist eine falsche Botschaft.

Das primäre für einen Künstler ist das Geben. Du gibst eine Emotion. Wenn Du Dich auf sich selbst konzentrierst, dann drehst Du die Energie ab. Sie bleibt hier (bei diesen Worten zeigte die Sängerin mit Händen einen nach ihnen gerichteten Bereich). Wenn Du sie hergibst, gibst Du sie her mit dem Herz, mit dem Kopf, und Du bekommst noch mehr zurück. Du gibst wieder … d.h. es ist so ein Ping-Pong.  Und das wird Dir noch mehr zurückgegeben. Und Du gibst noch mehr. Entsprechend bekommst Du sehr viel Energie. Guter, positiver. Eigentlich welche Du ausstrahlst.

Und eigentlich das ist am ersten Tag nicht gelungen.“

Für die Introvertierte unter uns: natürlich können introvertierte Menschen auch der Bühne auftreten oder Präsentationen vor vielen Zuschauern abhalten. Xavier Naidoo, Peter Heppner und viele anderen introvertierten Künstler liefern dafür hervorragende Beispiele. Aber diese Künstler arbeiten mit den Zuschauern auf eine andere Art. Die vielleicht irgendwann das Thema eines anderen Beitrags sein wird.

Das erwähnte Interview in Russisch gibt es auf Youtube, 2:30 - 3:58:



Samstag, 24. November 2012

Hartnäckig im Schlaf

Heute träumte ich, dass ich zwei tolle Fahrräder bei irgendeiner Angelegenheit besonders günstig ersteigert habe. Mein erster Gedanke im Schlaf war: " Was mache ich nun damit?" Ich hatte ein absolut sicheres Gefühl, dass ich selbst sie nicht gebrauchen kann. D.h. ich habe sie erworben, nicht um einen bereits vorhandenem Bedarf zu befriedigen, sondern weil die Fahrräder für diesen Preis sehr gut waren. Ihre Vorzüge waren ausschlaggebend für den Kauf.

Sozionische Notiz: Hartnäckigen und Nachgiebigkeit sind ein bekanntes psychisches Merkmal. Die Hartnäckigen schenken mehr Aufmerksamkeit den Ressourcen, die Nachgiebigen den Bedüfnissen. Diese unterschiedlichen Ansätze können sich hinter gleichen Handlungen verbergen. Ein Hartnäckiger wirft eine alte Jacke nicht weg, weil die Jacke noch zu gebrauchen ist (diese Ressouce hat noch nicht ausgedient, man kann sie noch nutzen). Ein Nachgiebiger wirft sie nicht weg, weil es noch jemanden geben könnte der sie braucht. Der Hartnäckige rettet die Ressouce, der Nachgiebige versucht, Bedürfnisse anderer zu befriedigen.


Dann machte ich im Traum das, was hartnäckige Typen in solchen Fällen in der Realität machen: ich begann zu überlegen, wer diese Fahrräder nutzen könnte (um eine Ressource zu retten, muss man sie unterbringen). "Dieses Fahrrad wäre geeignet für R., dieses Damenrad mit tiefem Einstieg für K."

Fazit: Die sozionischen Merkmale unsere Psyche bleiben offensichtlich auch in unseren Träumen erhalten, auch im Schlaf denken wir typenspezifisch.