Donnerstag, 20. September 2018

Kritiker, ILI, Balzac - Beschreibung nach Gulenko

1. Die Zeitintuition als Basisfunktion

Der Kritiker beobachtet aufmerksam den Lauf des Lebens. Bemerkt fein Details und die sich kaum abzeichnenden Tendenzen. Erklärt, welche Gründe die vorhandenen Folgen herbeigeführt haben. Er ist in die Vergangenheit versunken, erforscht wiederholte Erscheinungen. Dank dem assoziativ organisierten Gedächtnis und der Liebe zum Wissen ist er häufig ein Universalgelehrter. Findet gut Widersprüche und faktische Fehler in den Standpunkten und Meinungen. Mit seiner philosophischen Denkweise kann er den Eindruck eines weisen und weitblickenden Menschen machen. Vorsichtig bei der Entscheidungsfindung. Geht davon aus, dass man den Ereignissen ein bisschen zuvorkommen muss. Wählt immer eine gefahrlose Variante der Handlungen.

2. Die Handlungslogik als Kreativitätsfunktion

Berechnet im Kopf die Logik der Handlungen und des Ressourcenaufwandes, als wenn er die Bilanz des Nützlichen und Unnützen aufstelle. Strebt danach, den kürzesten und vorteilhaftesten Weg zum Ziel zu finden. Sparsam im Umgang mit Geld. Versteht es, Vorräte zu machen. Kontrolliert ständig Einkünfte. Sucht nach den Stellen und Weisen der vorteilhaften Finanzeinlagen. Bevor die Arbeit beginnt, durchdenkt er gründlich ihre Technologie, und sammelt alle zur Sache gehörenden Informationen zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Richtet seine geschäftlichen Bemühungen auf die Bildung der standfesten Strukturen. Verfolgt die Konstellation im ihn interessierenden Gebiet und kann die angesammelten Informationen mit Vorteil verwenden. Orientiert sich gut in den Veränderungen auf dem Markt der Waren und Dienstleistungen. Legt Karteien, Datenbanken, Archive, Sammlungen an.

3. Die Empfindungssensorik als Rollenfunktion

Vorsorglich in den Fragen des Komforts und der Gesundheit. Wenn er nach draußen geht oder eine Tour macht, hat er einen Satz der Gegenstände bei sich, die ein gesichertes Minimum der Bequemlichkeiten gewährleisten. Zwingt sich, die Normen der Hygiene zu erfüllen. Bemüht sich um Sauberkeit, wäscht sich häufig die Hände. Verwendet viel Mühe auf die Krankheitsverhütung, einschließlich der Volksmethoden. Manchmal ist es ein Feinschmecker. Kann die besonderen Speisen zubereiten, die seinem Geschmack entsprechen. Stellt sich auf den Verzehr der qualitativ hochwertigen Lebensmittel ein, zwar kann er bei ihrem Mangel auch mit einer sehr einfachen Kost auskommen. Das Aussehen ist entweder unordentlich und verwahrlost, oder, umgekehrt, sorgfältig durchdacht, entspricht der letzten Mode. Es hängt davon ab, in welchen Kreisen er verkehrt.

4. Die Emotionsethik als Verletzbarkeitsfunktion

Bewertet, wie sich Andere zu ihm verhalten, nach den Erscheinungsformen der Emotionen. Die stürmischen, aufdringlichen Emotionen irritieren ihn, wirken auf ihn deprimierend. In der extremen Situation oder wenn er heimliche Feindseligkeit fühlt, kann er seine Gereiztheit offen äußern, aufbrausen, in der heftigen Form fordern. Ironisch. Kann mit einer scharfen und beißenden Bemerkung glänzen. Wenn ihm jämmerlich zumute ist, lässt er die schlechte Stimmung in Form des schwarzen Humors aus. Seine Neigung zu Menschen hängt wiederum von der aktuellen Stimmung ab. In der Hochstimmung kann er sogar aufdringlich sein, in der schlechten Laune zieht er sich zurück und ruht in der Einsamkeit aus.

5. Die Willensensorik als Suggestiv-Funktion

In der guten Körperverfassung ist der Kritiker selbstbewusst und energisch, ruft zu entschlossenen Schritten auf, allerdings kommt es selten zur Verwirklichung der Aufrufe. Er bedarf des Anstoßens von der Seite, der Kraftunterstützung. Die Abwesenheit der Kraftbevormundung führt zur Schlaffheit und Faulheit. Die gerade Aggression erträgt er nicht, leistet ihr mit aller Kraft Widerstand. Hält dauerhafte Konfrontation nicht aus — zieht sich zurück oder wird einfach krank. Für gutes physisches Befinden treibt er Kraftsport, härtet sich ab, versucht, seine natürlichen Schwächen zu überwinden. Doch fehlt es ihm an der Willensstärke, um das regelmäßig zu machen.

6. Die Beziehungsethik als Aktivierungsfunktion

Sein emotionaler Zustand hängt davon ab, wie sich die Mitmenschen zu ihm verhalten. Fühlt sich niedergeschlagen, wenn sie ihn nicht beachten bzw. auf seine Vorschläge auf keinerlei Weise reagieren. Wenn er schlechter Laune ist, soll man ihn nicht trösten oder belustigen. Es ist besser, ihn mit seinen Gedanken allein zu lassen und ihm eine indirekte Teilnahme zu zeigen. Im Verkehr mit den Unbekannten kann er höflich sein, sich wohlerzogen und intelligent benehmen. Er hat diplomatische Fähigkeiten. Strebt danach, die Interessen aller Seiten zu vereinbaren. Um nähere Beziehungen zu knüpfen, macht er Witze, spielt, benimmt sich ziemlich locker. Doch wenn der Partner darauf nicht reagiert, stellt er die Versuche der Annäherung ein.

7. Die Möglichkeitsintuition als Kontrollfunktion

Der Kritiker ist darüber betrübt, dass seine Informiertheit und intellektuellen Fähigkeiten selten zum erwarteten Ergebnis führen: er weiß viel, aber ihm fällt es schwierig, selber etwas zu erfinden. Bewertet skeptisch die Perspektiven der neuen Vorhaben und kühnen Ideen. Stellt sich die Dinge verwickelter vor, als sie in Wirklichkeit sind. Zwar kann er auch die Hoffnung den Verzweifelten und Enttäuschten einflößen. Strebt danach, sich in verschiedenen Tätigkeitsarten zu erproben, um seine Fähigkeiten zu beweisen. Doch wird er gewöhnlich nicht zur allseitig entwickelten Persönlichkeit. Erforscht gerne alle Neuheiten in der ihn interessierenden Sphäre. Versteht es, den scheinbar ausgedienten Sachen eine neue Anwendung zu finden.

8. Die Strukturlogik als Standardfunktion

Macht die Arbeit strikt nach der Technologie, langsam und deutlich, in alle Details eindringend. Er kann akribisch und genau bis zur Pedanterie sein. Geschäftliche Aktivität und Fleiß sind ihm nur im System der formalen Beziehungen eigen, wenn Ordnung und vollziehende Disziplin herrschen. Strebt danach, einen Satz der notwendigen Instrumente für die Erfüllung der Arbeit sowohl im Haushalt, als auch im Betrieb zu haben. Mag nichts borgen. Ein unabhängiger und selbstgenügsamer Mensch. Er ist gewissenhaft, gehorcht dem Gesetz. Hat keine Gewandtheit und kriminellen Neigungen. Ein zuverlässiger Geschäftspartner, führt ehrliches Spiel.


© Autor: Viktor Gulenko
© Übersetzung: Nadiya Medvedovska

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